Michael Hieslmair & Michael Zinganel (Tracing Spaces) und Bernhard Hachleitner laden anläßlich des
Tag des Denkmals 2024 zu drei Spezialführungen zu den
Aussenstellen des Museums Nordwestbahnhof
Überlagerung eines Luftbildes des Areals des Wiener Nordwestbahnhofs aus dem Jahr 2015 mit dem Einreichplan der Einbauten für die NS-Propaganda-Ausstellung „Der ewige Jude“ (1938) im Bestand des später zerstörten Bahnhofsgebäudes (schraffiert) an der Ecke Taborstraße und Nordwestbahnstraße.
Blinder Fleck Nordwestbahnhof
EXCAVATIONS
Ausgrabungen zur vergessenen Geschichte
Sonntag, 29. September 2024
1. Führung 13:00 bis 14:00
2. Führung 15:00 bis 16:00
3. Führung 17:00 bis 18:00 (leider bereits ausgebucht!)
Führer:innen: Michael Hieslmair und Michael Zinganel, Museum Nordwestbahnhof mit Bernhard Hachleitner, freier Historiker, Co-Autoren des Buches zu dessen Geschichte.
Treffpunkt: Nepomukkapelle am Tabor, Kreuzung Taborstraße-Nordwestbahnstraße, Anfahrt: Straßenbahn Linien 2 und 5
Das Museum Nordwestbahnhof präsentiert entsprechend dem Jahresmotto der European Heritage Days „Heritage of Routes, Networks & Connections“ die Geschichte des letzten innerstädtischen Güterumschlagplatzes von Wien, dessen erste Abbruchphase für Herbst 2024 angekündigt wurde, um einem neuen Stadtentwicklungsgebiet für über 15.000 Bewohner:innen zu weichen.
Zusätzlich zu den kleinen Artefakten im Museum wurden an Außenstellen auf dem stillgelegten Areal größere temporäre Markierungen aufgebaut, die verschiedene Aspekte der Nutzungsgeschichte thematisieren: die Vergangenheit als Donau-Arm mit reichen Fischpopulationen, die Eröffnung als prachtvoller Kopfbahnhof einer Bahnlinie, die Wien mit Nordböhmen, Berlin und den Nordseehäfen verbunden hat, die wichtigsten Import-Güter, die politisch bedeutenden Ereignisse, Kriege, Krisen und Zwischennutzungen, seine besten Jahre als Exportbahnhof mit dem ersten Container-Kran Österreichs und LKW-Kolonnen, die während des Kalten Krieges Richtung Osten unterwegs waren, bis zu seinem Niedergang parallel zur Verlagerung des Güterumschlags weit über die Ränder der Stadt hinaus.
Im Herbst 2021 eröffnete das Museum Nordwestbahnhof eine Freiluft-Installation auf einem bereits stillgelegten Areal des Wiener Nordwestbahnhofs. Spuren zweier historischer Ereignisse zur jüdischen Geschichte wurden hier an ihren Originalschauplätzen rekonstruiert. Die Grundrisslinien der 1952 abgebrochenen Bahnhofshalle und der 1938 darin aufgebauten antisemitischen NS-Propaganda-Ausstellung „Der ewige Jude“ wurden im Maßstab 1:1 am Boden nachgezeichnet und als Erinnerungsmal freigelegt. Gleichzeitig wurde mit Verweis auf die Dreharbeiten des Films „Stadt ohne Juden“ ein Kameraset und Zugwaggon in abstrahierter Form nachgebaut.
War die fiktive Deportation im Film von 1924 noch vorübergehend, so zeigte die verhetzende Wirkung der Ausstellung 1938 ihre fatale Wirkung im Realen: in Pogromen, Deportationen und Massenvernichtung.
Die Installation wurde 2021 mit Mitteln von Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR Wien) als temporäres Kunstwerk realisiert. Bis alle Bestandsgebäude am Areal demnächst einem neuen Stadtentwicklungsgebiet für 15.000 neue Nutzer:innen weichen werden, soll sie auf die Notwendigkeit der Errichtung eines dauerhaften Denkmals zur Erinnerung an die hetzerische Ausstellung „Der Ewige Jude“ hinweisen.
© Fotos: Excavations 2021-23 by Wolfgang Thaler; Deportationszene aus dem Film Stadt ohne Juden 1924, Filmarchiv Austria; Scheepalast 1927 by ÖNB Bildarchiv Austria; Russenschleife 1945-59 by Archiv Alfred Luft
Mittels dieser und anderer Markierungen am Areal sowie historischer Fotos lässt sich die vielfältige Geschichte des vergessenen Wiener Bahnhofs erwandern. Das stillgelegte Bahnhofsgelände zeigt sich dabei insgesamt als Denkmal.
Anmeldung und festes Schuhwerk sind erforderlich. Der Besuch erfolgt auf eigene Gefahr.
Anmeldungen und Rückfragen unter: +43 650 69 153 88 oder office@tracingspaces.net
Die Installation Excavation gegenüber Nordwestbahnstrass 11 und auch das Museum Nordwestbahnhof in der Nordwestbahnstraße 16 sind an diesem Tag von 13:00 Uhr bis 19:00 Uhr geöffnet. Eintritt frei!