Ausstellung: Urlaub nach dem Fall.
Transformationen sozialistischer Ferienarchitekturen an der kroatischen Adria

  1. Haus der Architektur (HDA) Graz  (Oktober–Dezember 2012)
  2. Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) Berlin (August 2014)
  3. Museum of Modern Art (MMSU) Rijeka (März 2015)
  4. Stadtmuseum Trogir (Juni 2015)
  5. Architekturzentrum Wien (November 2015)
Hotel des Hotel Pelegrin, Teil einer Ferienanlage der Jugoslawischen Volksarmee in der Bucht von Kupari südlich von Dubrovnik, Architekt David Finci 1963 © Photo: Wolfgang Thaler 2011

Weltweit galt und gilt die Tourismusindustrie als Wachstumsmotor und Hoffnungsmarkt. Auch in Kroatien stellt sie heute mit einem Viertel des BIP den bedeutendsten Wirtschaftszweig des Landes dar. Sie baut dabei jedoch auf eine Infrastruktur, die bereits während des sozialistischen Modernisierungsschubes der 1960er und 70er Jahre entwickelt wurde, als raumplanerischen Instrumenten ein hoher Wert beigemessen wurde und explizite Modernität in der Architektur und Kunst zum Corporate Design der Nation zählten.
Die Ausstellung bietet eine Genealogie der großmaßstäblichen Ferienarchitekturen an der Adria-Küste einschließlich der physischen und ökonomischen Transformationen, denen diese Anlagen nach dem Zerfall Jugoslawiens, der Aufgabe des Modells der Selbstverwaltung und der Privatisierung der Betriebe unterzogen wurden. Dabei handelte es sich um Projekte von durchaus bemerkenswerter Qualität, die sich heute – je nach ihrem Standort und dem Engagement der neuen Besitzer – als melancholische Ruinen, bescheidene Renovierungen oder völlig neuartige Überbauungen darstellen.

Kuratorisches Konzept / Struktur der Ausstellung:

Die Ausstellung beginnt mit dem historischen Aufruf Titos “Come and See the Truth”, mit dem dieser die großen Tourismusanlagen unter sozialistischer Selbstverwaltung als transnationale Begegnungsstätten bewarb, in denen der Erfolg des dritten Weges Jugoslawiens nach innen wie nach außen, nach Ost und West, kommuniziert werden sollte. Ein zentrales ordnendes Gestaltungselement der Ausstellung bildet eine 15 Meter lange zeitliche Entwicklungslinie, die dem Graphen der Nächtigungszahlen von Tourist_innen in Kroatien folgt. Dieser stieg seit 1955 kontinuierlich an, knickte erstmals 1988 und fiel mit Kriegsbeginn 1991 auf einen vorübergehenden Tiefststand.
Die Timeline endet mit dem aktuellen Slogan der kroatischen Tourismuswerbung “The Mediterranean As It Once Was”, neben dem zwei riesige Poster eine Hotel-Ruine mit Graffity (“Wir kaufen kroatisch“ und “Das Kroatische den Kroaten”) und das Interieur des neu eröffneten Designhotels Lone zeigen, das sich optimistisch als Schaufenster für die Creative Industries Kroatiens vermarktet.

Ein zweites strukturierendes Element bildet eine Reihe von Hinweistafeln und unterschiedlich gruppierten und verdichteten kubischen Vitrinen, in denen Case Studys vorgestellt werden, an denen jeweils beispielhaft wichtige Themen verhandelt werden: Sozialtourismus, die übergeordnete Raumplanung, die Vielfalt der Typologien, Interieur, Kunst und Design, Serviced Apartments im Eigentum in Zeiten von Rechtsunsicherheit und Wirtschaftskrise, und die überraschend hohe Anzahl an leerstehenden Resort-Ruinen.
Dabei werden auf visueller Ebene – ‚vordergründig’ – Aspekte der Planungsgeschichte und der baulichen Transformationen illustriert – und parallel über Hörstationen mittels Kopfhörer von Nachrichtensprechern gesprochen die politisch-ökonomischen Hintergründe der Privatisierungsprozesse und ihre Nutznießer kommuniziert.

 

Credits

Die Ausstellung präsentiert historische Projekte aus den Archiven von Arhitektura, Čovjek i prostor, Hrvatski muzej arhitekture, Touristkomerc, Urbanistički institut Hrvatske, Laguna Poreč, Rikard Marasović, Julije De Luca und Boris Magaš
Zeitgenössische Projekte von 3LHD, Branimir Medić & Pero Puljiz – de Architekten Cie., Boris Podrecca, Tabanlıoğlu Architects
Fotografien von Daniele Ansidei, CCN-images, Marko Dabrović, Cemal Emden, Damir Fabijanić, Fotoklub Split, Jana Jocif, Miran Kambič, Wolfgang Thaler, Cat Vinton

Videos von Ryan Jefferey und Michael Zinganel
Mode und Modelle von Maistra und Valamar

Recherche: Maroje Mrduljaš, Norbert Mappes-Niediek und Michael Zinganel
Bauten: Michael Hieslmair und Michael Zinganel für Tracing Spaces

Kurator: Michael Zinganel, Tracing Spaces, Wien