Bustouren zu Pälästen und Ruinen
sozialistischer Ferienarchitektur in Kroatien

Teil des Recherche- und Vermittlungsprogramms zu Buch und Ausstellung bildeten geführte Architekturexkursionen mit einem Reisebus in das Forschungsfeld. Die erste 4-tägige Busreise wurde von Michael Zinganel im Mai 2013 für das HDA Graz konzipiert. Es folgten weitere Exkursionen für das Az W im Mai 2014, für den Bund deutscher Architekten (BDA) Köln im Oktober 2014 und für die TU München im Mai 2016 – sowie eintägige Bustouren für das kroatische Publikum im Rahmen der Ausstellungen im MMSU Rijeka und Stadtmuseum Trogir im Jahr 2015.

Ziel der 4-tägigen Reisen waren ausgewählte moderne großmaßstäbliche Ferienarchitekturen im Norden der kroatischen Adriaküste zwischen Poreč bis Krk. Besichtigt wurden Highlights der sozialistischen Nachkriegsmoderne, von einfachen Bungalow-Anlagen bis zu riesigen gestapelten brutalistischen Sichtbeton-Strukturen, die als Teil des Modernisierungsprogramms Jugoslawiens in den 1960er und 1970er Jahren – mit maßgeblicher Unterstützung des Westens – errichtet wurden. Sowohl aus dem Blickwinkel der übergeordneten Entwicklungsplanung und Landschaftsgestaltung als auch bezüglich der Architekturtypologien der Einzelobjekte und ihrer künstlerischen Ausgestaltung sind hier mitunter Aufsehen erregende Projekte entstanden, die internationale Planungs-Tendenzen für den regionalen und politischen Kontext adaptierten.

Nach dem kriegsbedingten Einbruch der Tourismusindustrie 1991 und der stark verspäteten Privatisierung stellen sich diese Bauten heute je nach finanzieller Potenz und Engagement ihrer neuen Besitzer sowie ihres Verhältnisses zu lokalen Behörden in sehr unterschiedlichem physischen Zustand dar: von vereinzelten neuen 5 Sterne Design-Hotels, über moderat renovierten Adaptionen des Bestandes bis zu verfallenden Ruinen der Spätmoderne und melancholischen Denkmälern, die an die großen Ambitionen des Dritten Weges im ehemaligen Jugoslawien erinnern.

Eine detaillierte Auto-Ethnographie dieser Reisepraxis ist im folgenden Artikel nachzulesen:

Michael Zinganel: Recalling the ruins of the socialist modernity: Touring lost places in Yugoslavia between private search of identity and cultural heritage tourism, in: S. Owsianowska and M. Banaszkiewicz (eds) Anthropology of tourism in Central and Eastern Europe. Bridging the Worlds, Lanham, MD: Lexington Books 2018, S. 201–293.

© alle Photos: Hans Gangoly 2013

Route:

Wien – Graz – Poreč: Plava Laguna, Poreč; Valamar Riviera Hotels, Brulo Poreč; Übernachtung: Hotel Crystal, Poreč, Architekt: Julije de Luca 1970

Poreč – Rovinj: Zelena Laguna,„Internacional klub“, Poreč; Hotel Pical, Poreč; Hotel Eden und Design Hotel Lone Maistra, Rovinj; Übernachtung: Design Hotel Lone Maistra, Rovinj, Architekten: 3LHD, 2011

Rovinj – Rabac – Opatja – Rijeka: Appartementanlage Polari / Villas Rubin, Rovinj; Hotelsko naselje Maslinica, Hotel Apollo, Rabac; Hotels Adriatic II und Ambassador, Opatija; Ruine Motel Panorama, vormals Motel Slieme, Rijeka; Übernachtung: Hotel Neboder, Rijeka, Architekt: Josip Pičman, 1929-1939

Rijeka – Krk – Graz – Wien: Hotel Uvala Scott, Kraljevica; Ruine Haludovo, Malinska / Krk.