Ausstellungskonzept

In dieser Ausstellung wird bewusst KEINE klassische Biografie des Architekten Günther Domenig gezeigt. Sein Werdegang wird stattdessen durch die Dokumentation von Begegnungen rekonstruiert, die Günther Domenig als Person geprägt und/oder sein sich wandelndes Werk beeinflusst haben. Statt der von Domenig selbst ins Spiel gebrachten “Legenden” wird bei den einzelnen Projekten jeweils eine Kurzbiografie seiner wichtigsten Partner*innen, Mitarbeiter*innen und Auftraggeber*innen hinzugefügt. Dadurch ensteht eine fragmentarische Erzählung, auf welche Weise und mit wessen Unterstützung die einzelnen Projekte – im Sinne eines Making-of – zustande gekommen und umgesetzt worden sind.

Der Ausstellungsraum wird durch ein 22 Meter langes diagonal gehängtes Regal strukturiert, dass in chronologischer Reihenfolge Schlüsselereignisse dokumentiert und gleichzeitig Durchblicke auf die davor und dahinter breiter dargestellten Projekte ermöglicht.

Die 20 Jahre von Günther Domenigs Professur an der TU Graz spielen dabei eine tragende Rolle, überlagern sie sich doch mit der Hälfte der 40 Jahre seiner aktiven selbständigen Architektenkarriere: Während Günther Domenig gegenüber einer breiten Öffentlichkeit (bei Eröffnungen, in TV-Beiträgen und Publikationen) den widerborstigen Rebellen zur Schau trug, der Einflüsse Dritter als Infragestellung seiner genialischen Potenz zurückwies, zeigte er in seinen Vorlesungen im geschützten Raum der Universität ein breites visuelles Panorama an architektonischen und künstlerischen Positionen – aus Geschichte und Gegenwart – sowie einen hohen Grad an Informiertheit und Reflexionsfähigkeit. Hier scheute er sich nicht, Inspirationen durch andere und die Beiträge seiner Mitarbeiter* innen konkret zu benennen.

Einen weiteres wichtiges Korrektiv in der Ausstellung bilden die Videointerviews von Christian Fröhlich und Günter Koberg mit Eilfried Huth, Domenigs Partner während der ersten 12 überaus erfolgreichen Jahre, Volker Giencke, wichtigster Mitarbeiter während und nach der Trennung von Eilfried Huth von 1973 bis 1979, sowie Walter Pichler, bedeutender Künstler, den Domenig verehrte und dem er auf vielfältige nachzueifern veruchte. Alle drei  kommentieren wohlwollend aber durchaus kritisch Günther Domenig künstlerische Ambitionen und Entwurfszugänge.

Concept of the Exhibition

This exhibition deliberately does NOT present a classic biography of the architect Günther Domenig. Instead, his career is reconstructed by documenting encounters that have shaped Günther Domenig as a person and/or influenced the devolment of his studio’s work. Instead of the “legends” brought into play by Domenig himself, a short biography of his most important partners, collaborators and clients is added to each of the individual projects. This creates a fragmentary narrative of how and with whose support – in the sense of a making-of – the individual projects came about and were realized.

The exhibition space is structured by a 22-meter-long diagonally mounted shelf that documents key events in chronological order and at the same time allows glimpses of the projects presented more broadly in front of and behind it.

The 20 years of Günther Domenig’s professorship at the Graz University of Technology play a crucial role, overlapping with half of the 40 years of his active independent architectural career: While Günther Domenig exhibited to a broad public (at openings, in TV reports and publications) the unruly rebel who rejected third-party influences as questioning his genial potency, in his lectures in the protected space of the university he displayed a broad visual panorama of architectural and artistic positions – from history and the present – as well as a high degree of informativeness and reflectiveness. Here he did not shy away from concretely naming inspirations by others and the contributions of his collaborators.

Another important corrective in the exhibition are the video interviews by Christian Fröhlich and Günter Koberg with Eilfried Huth, Domenig’s partner during the first 12 extremely successful years, Volker Giencke, his most important collaborator during and after the separation from Eilfried Huth from 1973 to 1979, and Walter Pichler, an important artist whom Domenig admired and whom he tried to emulate in many ways. All three comment sympathetically but quite critically on Günther Domenig’s artistic ambitions and design approaches.

Gesamtansicht des Ausstellungsraumes

Zentrales schwebendes Regal mit prägenden Ereignissen in chronologischer Reihenfolge; rechts vorne: Günther Domenig, Steinhaus-Arbeitsmodell und Skizzen, 1986-87 (Mitarbeiter*innen, v.a. Hermann Eisenköck, Andreas Gruber, Herbert Liska, Gerhard Wallner); links vorne: Architektur Consult Eisenköck-Domenig-Peyker, Modell T-Center Wien, 2001–2004 (Mitarbeiter*innen: v.a. Christian Halm und Peter Kaschnig); links dahinter: Günther Domenig, Reichsparteitagsgelände Nürnberg (Mitarbeiter*innen: v.a. Gerhard Wallner); Foto: © Wolfgang Thaler

Einstieg

Mitte: Titeltafel, kuratorischer Text und Credits; rechts: Günther Domenig, Nix-Nuz-Nix, vogelartiges Flug-Objekt aus Edelstahl 1983, Konstruktionszeichnungen von Andreas Gruber für die Herstellung bei Metallbau Treiber Graz, Fotos der Erstinstallation in der Z Filiale Graz Dietrichsteinplatz von Helmut Tezak; links: Günther Domenig, Steinhaus 1981-2008, Ideenskizze aus der Berglandschaft von Günther Domenig und erste Entwicklungsversuche von Hermann Eisenköck aus 1981, Foto: © Wolfgang Thaler

Ausschnitt des Arbeitsmodells des Steinhauses mit Blick auf S/W Fotos von Gerald Zugmann: Torso der Betonkonstruktion des Steinhaus 1988, fortgeschritten Baustelle 1999; Foto: © Wolfgang Thaler

Blick über das Arbeitsmodell des Steinhauses auf die zentrale Timeline. Darin von links nach rechts: Video der Trigon Ausstellung 1967, Foto des Kiosk in der Schwimmhalle für die Olympische Spiele München 1972, Zeichnung (von Joe Kollegger) und Fotos des Mehrzwecksaals der Schulschwestern 1973-77…; Foto: © Wolfgang Thaler

Bühnenbild und Kostüme für die Oper Elektra in der Grazer Oper 1995; Z-Kundenzentrum in Wien Mitte (später Bank Austria) 1986-92, Modellfoto der Treppenhausskulptur von Wolfgang Köck und Armin Lixl; Walter Pichler, Katalog, Original-Zeichnungen und Videointerview aus 2004 von Christian Fröhlich und Günter Koberg, produziert anlässlich des 70-jährigen Geburtstages von Günther Domenig im Jahr 2004; Foto: © Wolfgang Thaler

Beginn der Professur

Von links nach rechts: COOP Himmelblau, “Architektur muss brennen” 1980, der fuminante Auftakt der Gastvortragsreihe, Foto von Gerald Zugmann; Manuskript von Domenigs Antrittsvorlesung zum Durchblättern; Zwei Poster der prominent besetzten Gastvortragsreihe; Diagramm eines ganzheitlichen Lehrkonzeptes von Bernhard Copony; frühe von Günther Domenig und seinen Assistenten betreute Diplomarbeiten. Foto: © Wolfgang Thaler

In der Apsis des Ausstellungsraums
Rechts: Günther Domenig & Eilfried Huth, utopisches strukturalistisches Wohnprojekt “Stadt Ragnitz” 1965-69, Reprint der Wettbewerbstafeln für Grand Prix in Cannes 1969; Mitte: Modell des Wohnprojektes “Stadt Ragnitz”; unter dem Modell: Collage mit internationalen Referenzprojekten aus der Zeitschrift Bauen + Wohnen 5/1967; im Hintergrund rechts: Videointerview mit Eilfried Huth von Christian Fröhlich und Günter Koberg; im Hintergrund links: Günther Domenig mit Volker Giencke: Wettbewerb Ballhausplatz Wien 1975; Foto: © Wolfgang Thaler

Blick zurück über das nachgebaute Modell des Wohnprojektes “Stadt Ragnitz”, erstmals 1967 für eine Ausstellung im Forum Stadtpark gebaut, 2001 von Peter Kaschnig für einen Ankauf der Sammlung des FRAC Centre-Val de Loire in Orleans rekonstruiert und 2022 von Peter Kaschnig für diese Ausstellung ein zweites Mal nachgebaut. Im Hintergrund vom Modell verdeckt: Bernhard Hafners Projekt “City in Space” aus 1966 und die von ihm 1969 herausgegebene Graz-Ausgabe der Zeitschrift “Bau” als Beispiele der zeitlich parallel dazu entstehenden strukturalistischen Tendenzen in den Zeichensälen der TU Graz; Arbeiten von Hafner und Gartler wurden 2001 auch vom FRAC Centre-Val de Loire in Orleans angekauft. Foto: © Wolfgang Thaler

Rechts: TU Erweiterungsbau, Günther Domenig, handgezeichnete Skizzen des ersten Entwurfs aus 1983 und des zweiten Entwurfes aus 1984; Modell und Modellfotos des überarbeiteten Entwurfs von Laszlo Pap; links: Neubau des ReSoWi-Zentrum für die Fakultäten für Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Wettbewerbsmodell und Erdgeschossgrundsiss aus 1985, umgesetzt in Partnerschaft mit Hermann Eisenköck und durchgesetzt mit Hilfe des damaligen Bautenministers Wolfgang Schüssel; Detailplanung in beiden Projekten: Norbert Müller; Foto: © Wolfgang Thaler

Ende des Regals

Von links nach rechts: Foto von der Los Angeles Exkursion im Rahmen der Gastprofessur von Tom Maine, 1996; Video des Steinhauskonzertes von John Surman organisiert von Edek Bartz, 1996; Modell und Foto der Landesausstellung Hüttenberg; das Foto von Gerald Zugmann aus 1995 hat 1999 zur nachträglichen Einladung für den Wettbewerb für das Reichsparteitagsgelände Nürnberg geführt; Video aus 2000 über den Wettbewerb mit dokumentarischen Aufnahmen der nationalsozialistischen Masseninszenierungen.

Abschluss des Rundganges

Rechts hinten: Günther Domenig, Reichsparteitagsgelände Nürnberg 2001, Projektleitung: Gerhard Wallner, Wettbewerbsmodell, Isonometrisches Schaubild von Gerhard Wallner, Entwurfs-Skizzen von Peter Kaschnig, Mitte: Fotos von Gerhard Zugmann 2001; links vorne: Architektur Consult Eisenköck-Domenig-Peyker, Modell T-Center Wien, Projektleitung Christian Halm, Mitarbeit Entwurf Peter Kaschnig, Modell, Fotos Paul Ott 2003–2004; Foto: © Wolfgang Thaler

22. Oktober 2022 bis 5. Februar 2023, Do–Sa 10:00–18:00 | So 10:00–16:00