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September 2018

Stadt ohne Juden – Zur Geschichte des Drehorts

By | Ausstellung, Führung, Veranstaltung
Die fiktive Deportation, gedreht am Nordwestbahnhof © Filmarchiv Austria: Filmstill aus “Stadt ohne Juden”, 1924

Donnerstag, 20. September 2018
16 bis 24 Uhr
Ausstellung, Führung, Filmscreening

Anlässlich des Screenings des Films „Stadt ohne Juden“ um 20 Uhr in der Stückgut-Halle des Nordwestbahnhofs, führen Michael Hieslmair und Michael Zinganel durch das weitläufige Areal des letzten innenstadtnahen Logistik-Knotens von Wien und durch die Ausstellung „Stadt in Bewegung – Zum Abschied eines Logistik Areals“, die die illustre Nutzungs-Geschichte des Bahnhofs vorstellt.

Der Nordwestbahnhof wurde 1872 als letzter großer Kopf-Bahnhof rechtzeitig für die Weltausstellung 1973 eröffnet. Sein primäres Ziel war die Verbindung zwischen Wien, Prag und den Nordsee-Häfen von Hamburg und Bremerhafen. Mit dem Wegfall der Kronländer der Monarchie wurde der Personenverkehr radikal eingeschränkt und die Bahnhofshalle für Zwischennutzungen freigegeben. Nach den Zerstörungen im zweiten Weltkrieg wurde das Areal als moderner multi-modaler Güterbahnhof entwickelt, der demnächst einem Wohnquartier wird weichen müssen.

Eine der ersten prominenten Zwischennutzungen des Bahnhofsareals stellten die Dreharbeiten des Kino-Film „Die Stadt ohne Juden“ 1924 dar. Der Bahnhof wurde als Filmstudio und -set adaptiert um hier die fiktive Deportation den Wiener Jüdinnen und Juden zu drehen (Abb. oben), die in diesem Film allerdings noch als eine vorübergehende gedacht war, denn am Ende des Filmes dürfen die Wiener Jüdinnen und Juden unversehrt in ihre Stadt zurückkehren.

Nur wenige Jahre später, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland 1938, wurde dieselbe Bahnhofs-Halle zum Standort der rassistischen NS-Propaganda Ausstellung „Der Ewige Jude“. Diese hätte auch an einem prominenteren Ort in zentralerer Lage gezeigt werden können. Doch perfider weise wurde dazu gezielt eine Halle im zweiten Bezirk, dem Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte von Juden und Jüdinnen gewählt, sodass die Besucher und Besucherinnen, die sich die Ausstellung ansehen wollten oder mussten mit der Strassenbahn durch diesen Stadtteil anreisen und nach der verhetzenden Wirkung der Ausstellung wieder durch denselben Stadtteil abreisen mussten mit Blick auf die Bevölkerungsgruppe, die – im Film wie in der NS-Propaganda – für alles Übel verantwortlich gemacht wurde.

Diese Ausstellung wird am 20. September ab 16:00 und auch nach der Filmvorführung bis 24:00 geöffnet sein.
Führung durch das gesamte Bahnhofsareals: 18:00 bis 20:00 Uhr

Adresse und Anfahrt Tracing Spaces Projektraum am Nordwestbahnhof
Anmeldung: hieslmair@tracingspaces.net / +43.699.12358298

Über den Film | Details zum Screening um 20 Uhr

Eine Kooperation mit dem Filmarchiv Austria